Erinnerst du dich daran, welchen Fisch du mit deiner ersten selbst gebundenen Fliege überlistet hast? Wahrscheinlich schon,...
Und gerade dadurch ist Fliegenbinden für viele Fliegenfischer eine so große Passion. Der Reiz unseren Flossenträgern mit eigenen Fliegenmustern nachzustellen und diese nach und nach zu verbessern, hat schon seinen ganz eigenen Charme. Jeder Fliegenfischer kennt die Gefühlslage, wenn ein Fisch auf eine selbst gebundene Trockenfliege steig und vergisst das so schnell nicht.
Nur keine Scheu! Jeder Einsteiger kann problemlos seine Fliege selber binden!
Das Binden von Fliegen
Für viele Fliegenfischer ist das Binden von Fliegen ein wichtiger Teil unserer Passion. Der “Fischereientzug” im Winter lässt sich gut mit dem Auffüllen der Fliegendosen lindern. Dabei ist es im allgemeinen für den Fangerfolg eher zweitrangig wie Detailgenau die Fliege gebunden wurde. Viel entscheidender ist, die Fliege perfekt zu servieren bzw. zu präsentieren. Es ist wie immer im Leben: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Doch mit jeder Fliege, die man selbst bindet, wächst die handwerkliche Fähigkeit. Aus diesem Grund ist es wichtig, mit einfachen Fliegenmustern anzufangen und sich dann, Schritt für Schritt, zu steigern. So kann man sich mit unterschiedlichen Bindetechniken vertraut machen und entwickelt ein Gefühl für die verschiedenen Materialien. So können Sie sich Schritt für Schritt neue Techniken aneignen und langsam steigern.
Die wichtigsten Eigenschaften einer Fliegen sind:
Allgemeine Bindetipps:
Fliegen sollten grundsätzlich sparsam und spärlich gebunden sein (kein “Overdessing”). Es erhöht den Imitationswert jeder Fliege enorm, weil dadurch wenig Licht absorbiert und zum anderen geringerer Luftwiderstand beim Werfen verursacht wird.
Den Körper der Fliegen immer mit einem Faden / Draht rippen (rippen = spiralförmiges Umwinden). Das verleiht speziell Dubbingkörpern eine sehr lange Lebensdauer.
Und ganz Wichtig: Hochfestes Bindegarn verwenden!
Zudem ist es Sinnvoll von ein und derselben Fliege mehrere Muster nacheinander zu Binden, bevor ein anderes Muster angefangen wird. Durch die wiederholten Bindeschritte prägen sich die Bindebewegungen besser ein und die Fliegen/Nymphen werden von mal zu Mal schöner.
Generell sollte die Fliege aus hochwertigen Materialien bestehen und haltbar gebunden werden. Es ist ärgerlich, wenn sich regelmäßig der Haken verbiegt, das Bindematerial zerfällt oder sich vom Haken löst. Die Einsparung, die man durch die Wahl minderwertigen Materials zu haben glaubte, wird durch den verhältnismäßig hohen Verbrauch von Fliegen wieder aufgehoben.
Welche Grundausrüstung brauche ich als Einsteiger zum Fliegenbinden?
Das wichtigste Teil zum Fliegenbinden ist der Bindestock. Seine Aufgabe ist das sichere Festhalten des Hakens. Eine weitere Aufgabe ist bei vielen Bindestöcken die Möglichkeit, den Haken rotieren lassen, um Fliegen einfacher binden oder sie ohne Probleme von allen Seiten betrachten zu können. Die zum Fliegenbinden benötigten Haken sind zumeist Spezialhaken, insbesondere für Trockenfliegen sind sehr dünndrahtige Haken von Nöten.
Der Bindefaden ist in der Regel ein Polyfilament auf einer Spule, d. h., er besteht aus einer Vielzahl allerfeinster Fäden, die nicht verdrallt sind, sondern parallel zueinander verlaufen. Dadurch trägt der Bindefaden am Haken nicht so sehr auf, man spart dadurch Gewicht und die Silhouette bleibt schlank, wenn dies gewünscht ist. Die Spule mit dem Bindefaden wird von einem Fadenhalter (Bobbin) aufgenommen. Dieser hat die Aufgabe, das Herumwinden des Fadens um den Haken zu erleichtern und den Faden beim Binden auf Spannung zu halten. Eine Schere ist ein unbedingt erforderliches Werkzeug für die Bearbeitung der Bindematerialien z. B. Federn, Tierhaare und Kunststoffe. Nicht unbedingt erforderlich, aber trotzdem sehr hilfreich ist ein Kopfknotenbinder (Whip finisher). Mit diesem wird der Bindefaden zum Abschluss des Bindevorganges sauber gewunden und gleichzeitig verdeckt.
Wichtiges Werkzeug im Detail:
Der Bindestock
Sicher binden manche Experten ihre Fliegen immer noch "aus der Hand" - und die Resultate sehen bemerkenswert gut aus. Wir "Normalsterblichen" benötigen als Grundlage zum Fliegenbinden jedoch einen Fliegenbindestock! Wie so oft in unserer Passion gibt es auch bei den Bindestöcken eine riesige Preisspanne. Die Angebote reichen von Einsteigermodellen Made in China ab etwa 25 Euro bis hin zu absoluten Edel- Stöcken aus angesehenen Handwerksbetrieben, mit umfangreichen Zubehörpaketen und Preisen von mehr als 1000 Euro! Für "mal Probieren" und Gelegenheitsbinder reicht ein günstiges Modell sicher für den Anfang aus, fortgeschrittene Fliegenbinder mit Experimentierfreude und einem hohen Fliegenumsatz greifen zu einem höherwertigen Qualitäts-Bindestock.
Hier entscheidet der persönliche Geschmack und die Art der gebundenen Fliegen, welches Modell man wählt. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedenen Arbeitsweisen zum Hakeneinspannen, die in den Modellen der verschiedenen Hersteller unterschiedlich technisch umgesetzt werden. Bei der geläufigsten Technik wird fein regulierbarer Druck durch zwei Spannbacken aufgebaut, welche dann den Hakenschenkel sicher festhalten. In der anderen, neueren Variante befinden sich am Kopf des Bindestockes keine Spannbacken mehr, sondern eine kleine Öse, in welche der Haken eingeführt wird und die durch ein Feingewinde zugezogen / verkleinert wird, bis der Haken straff sitzt. Beide Varianten habe ihre Vor- und Nachteile und dementsprechend ihre Befürworter und Gegner. Auf den Fotos unten sehen Sie beide Varianten. Moderne Fliegenbindestöcke kommen mit einer schweren Bodenplatte (mit Kratzschutz unten) für einen sicheren Stand beim Binden auf jeder Unterlage und / oder mit einer Tischschraubklemme. Die Hauptachse sollte Höhenverstellbar und die Arbeitsebene möglichst wagerecht sein, um die arbeitsvereinfachende Rotationsfunktion des Stockes nutzen zu können. Nützliches Zubehör beim Bindestock sind u.a. eine Materialfeder, ein Bindegalgen, eine Kurbel für die Rotation, ein Abfallkörbchen und eine spezielle Bindelampe.
Bindeschere(n): Eine ganz wichtige Sache! Mindestens eine scharfe, spitze Schere sollte am Arbeitsplatz liegen. Spezialisten verwenden für verschiedene Arbeitsgänge unterschiedliche Scheren, aber auch Rasierklingen und Skalpelle...
Weitere nützliche Werkzeuge: (v. l. n. r.): Knotenbindehilfe (wird zum Niederdrücken widerspenstiger Hechelkränze verwendet, um Platz zum Anfertigen des Kopfknotens zu haben), Klettband (zum Ausbürsten von gedubbten Körpern und Schwingen), Hechelklemme (Windehilfe zum Hecheleinbinden), Kopfknotenbinder (Werkzeug für den obligatorischen Abschluss-Kopfknoten), Pinzette (braucht man immer mal...), Dubbingnadel (zum Ausfasern von Dubbing-Körpern und zum Freistechen lackierter Haken-Ösen...), Einfädler (Einfädelhilfe z.B. für den Bobbin (siehe weiter unten)), Kombiwerkzeug (Dubbing-Nadel & Bürste).
Der Haaraufstoßer
(wird verwendet, um Tierhaarspitzen vor dem Einbinden auf eine Ebene zu bringen)
Bobbin (Bindefadenhalter)
Er ist neben dem Bindestock das wichtigste Grundwerkzeug beim Fliegenbinden. In diesen werden die Spulen mit Bindegarnen, Floss und Drähten etc. eingelegt. Es gibt einfache Modelle ohne Einlage, solche mit keramischer Einlage in der Garnführung und auch welche mit vollkeramischer Garnführung. Die mittlere Variante hat sich in der Praxis besonders gut bewährt und besitzt gegenüber vollkeramischen Modellen das bessere Preis- Leistungsverhältnis. Immerhin hat fast jeder Fliegenbinder irgendwann einmal zehn oder mehr Stück davon am Arbeitsplatz herumliegen...
Dubbing-Twister (links): er wird benötigt, um Dubbing- bzw. andere Materialstränge zu verdrallen, bevor sie in die Fliege eingebunden werden. Auch hier gibt es sehr verschiedene Modelle.
Dubbingwachs (rechts): Die meisten Bindegarne kommen heutzutage vorgewachst. Wenn nicht oder nicht ausreichend "klebrig" genug, verwendet man Dubbingwachs zum Wachsen des Bindefadens, bevor dieser im Anschluss daran mit Dubbingmaterial belegt und z.B. mit dem Dubbing-Twister zu einem Strang versponnen wird.
Bindegarn gibt es in den verschiedensten Farben, gewachst und ungewachst und in verschiedenen Garnstärken zwischen 1/0 und 17/0, wobei der Garn umso dünner ist, je größer die Zahl vor dem Schrägstrich ist. Bindegarne bestehen aus vielen Einzelfäden, welche versponnen wurden. Manche Garne bleiben beim Einbinden in Form, andere fächern sich breit und flach auf. Die Wahl der Bindegarnstärke und -Art trifft der Fliegenbinder anhand des zu bindenden Musters, bzw. welche Materialen eingebunden werden sollen und welche Größe die Fliege hat.
Drähte & Tinsel. Drähte - hier meist Blei-, Kupfer-, versilberte- oder vergoldete Drähte - in verschiedenen Stärken finden a) Verwendung als Beschwerung und b) für die Rippung von Fliegenkörpern. Für die effektive Beschwerung von Fliegen werden auch diverse Kopfperlen, Coneheads u.a. eingesetzt - hierzu kommen wir aber in späteren Beiträgen dieser Serie. Tinsel sind flach oder rund bzw. oval ummantelte Garne, meist eingesetzt als Gold- oder Silbertinsel, welche zur effektvollen Rippung von Fliegenkörpern eingesetzt werden oder im Speziellen für den Aufbau von Körper-Partien.
Bindelacke und diverse Klebstoffe, mit und ohne UV-Reaktion sind Heutzutage nicht mehr wegzudenken. Neben den obligatorischen Bindelacken auf Nitro-, Acryl- oder Kunstharzbasis gibt es auch diverse synthetische Lacke und Kleber. Werden erstere seit jeher verwendet, um Bindeschritte und Kopfknoten zu sichern und (auch farbig) zu lackieren, eröffnen die modernen Kleber, Lacke & Harze in verschiedenen Konsistenzen darüber hinaus das Herstellen von plastischen Fliegenbereichen (meistens Köpfen) mit und ohne Bemischung zusätzlicher (Effekt-) Materialien. Ob die neueren, mit UV-Licht schnell aushärtenden Mittel oder klassische Mehrkomponenten- Kleber verwendet werden, richtet sich nach der Art der Fliegen und natürlich nach der persönliches Vorliebe des Fliegenbinders. Beide Varianten haben ihre Verfechter...
Thema Fliegenhaken,... Wahrscheinlich hat der Markt derzeit mehrere Hundert verschiedenster Hakentypen für Fliegen zu bieten. Für den Anfang kommen wir aber mit nur wenigen Typen und Größen sehr gut aus. Für Trockenfliegen ist es ein dünndrahtiger Haken mit mittellangem Schenkel, für Nymphen tut es ein ähnlicher Haken, nur mit höherer Drahtstärke. Fischt man mit Flohkrebsen, Köcherfliegen oder Maifliegen in unterschiedlichen Stadien, kommen speziell geformte Haken zum Einsatz. Und für die Streamerfischerei werden Haken mit höherer Drahtstärke und längerem Schenkel verwendet. Fliegenhaken bestehen aus gutem rostfreiem Flach- und Rundstahl, sie dürfen leicht federn, sollten aber weder zu weich, noch zu hart sein und dazu natürlich superscharf! An Oberflächen werden sie meist brüniert oder vernickelt (Black Nickel oder Silber) angeboten. Ob man Haken mit geradem oder nach vorne angewinkeltem Öhr verwendet, entscheidet man anhand des zu bindenden Fliegenmusters. Wichtig: Den Widerhaken, wenn vorhanden, drückt man am besten vor dem Binden an, spätestens jedoch bevor man die Fliege das erste Mal fischt. Oder man kauft gleich widerhakenlose Fliegenhaken und bindet auf diese, das ist sicher die beste Lösung!
Nymphenhaken
(brüniert)
Trockenfliegenhaken
(Black Nickel) - widerhakenlos
Caddis- und Shrimp-Haken (brüniert)
Streamerhaken
(brüniert)
Für alle die nun weiter ins Detail gehen möchten, gibt es auf der Homepage des Fliegenfischer Forum´s weitere interessante Artikel zum Thema Fliegenbinden:
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Große Teile dieses Artikels, wurden uns freundlicherweise von Michael Müller und der Redaktion Fliegenfischer-Forum.de zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank Michael!